Mein Weg zur Tücher-Komponistin und Outfit-Designerin

„Verkleiden“ spielen – eine ganz diffuse, aber reale Erinnerung. Das kennen bestimmt viele von euch – auch mein erster, bewusster Umgang mit dem Thema „Mode“ 🙂
Im Schlafzimmer der Eltern einer Freundin haben wir Kleider ihrer Mama anprobiert und zu lauter Musik auf dem Bett herumgetanzt… oder so ähnlich. Wie gesagt eine ganz verschwommene Erinnerung. Wie alt ich war? Keine Ahnung … Dass ich Jahrzehnte später mit Mode meinen Lebensunterhalt verdienen sollte – wer hätte das gedacht.

  1. August 1979: Ausreise von Rumänien nach Deutschland. Für mich DER erste große Einschnitt in meinem Leben. Als 14-jähriger Teenager auch nicht ganz einfach. Aus dem gewohnten Lebensumfeld herausgerissen, musste ich mich in einer ganz anderen Welt zurecht finden. Die Sprache war kein Thema, wir waren ja rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität. Daher war Schule hier in Deutschland incl. Abitur kein Problem – eher schon die sozialen Kontakte, denn in dem Alter ist man mit leichtem Akzent schnell Außenseiter. Erst recht wenn man schüchtern ist … was ich damals definitiv war.
  2. Teenager Jahre. Das Spiel mit den Farben. Ich weiß nicht mehr wann, wie und wieso – aber das Thema Malen und Zeichnen als Hobby hat mich einige Jahre begleitet. Malkurse bei einem Nürnberger Künstler in Räumen der Kaiserburg waren prägend. Ich bin oft mit Skizzenbuch in der Tasche auf dem Fahrrad durch die Gegend gefahren und habe gezeichnet. Aquarellfarben und Kohlestifte liegen immer noch irgendwo am Dachboden herum …
  3. 1983: Grafik Design studieren? Oder doch „nur“ Druckvorlagenhersteller? Leider hat es damals mit meiner Bewerbungsmappe nicht für ein Studium in Grafik Design gereicht – ich habe dann eine Lehre bei einem Grafiker gemacht und später in einer Werbeagentur gearbeitet. Lange her, dennoch habe ich da vieles gelernt was mir heute in meiner Selbständigkeit weiter hilft. Gestaltung von Logo, Flyer, Werbebanner usw. kann ich alles selber machen 🙂 Und natürlich habe ich damals  auch ein gutes Gespür für Farben und Formen entwickelt, harmonische Komposition und Goldener Schnitt sind mir nicht fremd.
  4. 90er Jahre: Familiengründung. Heirat, die Geburt meiner beiden Kinder und Hausbau. Mein Leben lief erstmal ganz klassisch in den üblichen Bahnen. Auch in der damals noch normalen Rollenverteilung. Halbtagsjob und nebenbei übrigens schon erste Nähversuche – für meine Tochter natürlich 🙂 Leggings, aber auch Kleider oder ein gefütterter Wintermantel hab ich dank Nähkurs locker geschafft. Und dann natürlich der Klassiker wenn man Kinder hat – Wärmekissen!
  5. Weihnachten 2005: Da müsste es Schuhe geben! Ein wichtiger Satz meiner Schwägerin als sie versucht hat ihre kalten Füße mit einem meiner Körnerkissen zu umwickeln. Das war der Startschuss für meine nebenberufliche Selbständigkeit: Dinkelschuhe entwickeln, produzieren und verkaufen. Dazu habe ich vor einiger Zeit schon mal einen kleinen Blogartikel geschrieben.

Kalte Füße? Wärmeschuhe anziehen!

6. 2009: Trennung – der Weg in die Selbständigkeit. Und wie das Leben so spielt – mit ca. 40 wurde ich alleinerziehende Mama mit zwei wundervollen Kindern, die inzwischen natürlich aus dem Haus sind und auf die ich mega stolz bin!!! Ich weiß schon, das sagen alle Mamas, aber meine beiden sind echt super! 🙂
Als dann in unserer Firma massiv Stellen gekürzt wurden, speziell die Teilzeitjobs, war auch ich dabei. Damit war die Entscheidung gefallen, mich Vollzeit selbständig zu machen.

7. 2012: Die Katze retten oder wie ich zu meinem ersten Laden kam. Nach mehreren Umzügen, privat und auch mit der Nähwerkstatt, gab es dann bald auch ein Ladengeschäft. Die Story dahinter? Ralph läuft zufällig vorbei als Brigitte versucht ihr Kätzchen hinter einer Schuppentüre heraus zu locken. Ralph als geborener „Tierflüsterer“ hilft dabei, sie kommen ins Gespräch und er erfährt dass der Laden vor dem sie stehen zu vermieten wäre. Ja, das war dann unser erster Laden. Und wir haben dann nicht nur meine diversen Kissen und Ralphs erste Möbel dort verkauft. Nein, es wurde schnell ein Fachmietladen daraus wo wir auch die Kreationen vieler anderer Kunsthandwerker in Kommission verkauft haben. Also ein buntes handmade Lädchen 🙂 „Der EntdeckerLaden für BesondersSucher“ war und ist das Motto für unseren Laden.

8. Das große grüne Dreieckstuch. Nach ein paar Jahren in einer versteckten 2B Lage hatten wir die Chance, etwas näher Richtung Innenstadt zu ziehen. Zu der Zeit hatte ich zwischen 40 und 50 Aussteller aus verschiedensten Branchen im Laden. Eines Tages stand eine Kundin vor mir und hatte ein großes, kuschliges Dreieckstuch über ihrer Jacke an. Echt cool! dachte ich mir, kam mit ihr ins Gespräch und wollte dann unbedingt auch solche Tücher irgendwo besorgen. Du ahnst es schon – es wurde schwierig und wir haben dann einfach selber welche genäht. Die ersten Modelle aus Baumwollstoffen, die würde ich heute nur noch am Flohmarkt für 10,- € verschenken.

9. Kammerstein 2015 – wo alles begann. Der erste Markt, Erntedankfest in einem kleinen Ortsteil einer kleinen Gemeinde war meine Einstieg. Ich hatte das damals übliche Zeugs dabei, also Wärmekissen, Kuschelkissen, Yogakissen, Lunchbags, Loops usw. Und in einer Ecke eine Dekopuppe und ein kleiner Tisch mit knapp 30 Karabinertüchern. Auf diesem wirklich kleinen Markt mit kleinem Einzugsgebiet hatte ich tatsächlich ca. 10 Tücher an diesem Tag verkauft – ein guter Anfang. Da geht noch mehr – war mein Gedanke 🙂

10. Märkte, Märkte, Märkte. Ich hab damals also beschlossen ab sofort nur noch Märkte mit Karabinertüchern zu machen und natürlich in größerem Rahmen. Kreativmärkte in Dresden, Leipzig und Stuttgart, später auch Kunsthandwerkermärkte in Frankfurt, München usw. … in den letzten 7 Jahren habe ich einiges an Markterfahrung hinter mir. Mein erster Stand war echt noch gut überschaubar – wer mich heute kennt sieht den Unterschied 🙂 Inzwischen habe ich immer deutlich über 100 verschiedene Tücher dabei.

11. Stoffsucht – mein neues Problem 🙂 Natürlich habe ich inzwischen gut gefüllte Regale voller Modestoffe, nach Farben sortiert – Sommerstoffe und Winterstoffe. 2x jährlich ist die Stoffmesse in München mein Mekka, ich liebe es dort neue Stoffe zu entdecken. Aber auch wenn die Außendienstler mit Koffern voller Muster zu uns kommen bin ich voll in meinem Element. Stoffe und Farben sind echt mein Ding! Da werde ich schwach und muss mich bremsen – oder meine Mädels tun das 🙂
Aber es hilft ja nix – um meine geliebten Tücher zu gestalten brauche ich eine gute Auswahl an Stoffen 🙂
Denn ich würde am liebsten den ganzen Tag nix anderes tun: Stoffe kombinieren und den perfekten Mustermix gestalten.

12. 2020: Das Jahr der Masken. Natürlich haben auch wir in den Anfangszeiten von Corona Stoffmasken genäht. Schon bald hatten wir eine spezielle #schwabachmaske entwickelt und in mehreren Farbnuancen drucken lassen – DER Verkaufsschlager schlechthin über Monate. Das hat uns gut durch diese Zeit gebracht.

13. TücherRausch – unser Magnet für Neukundengewinnung.  Bald war das Thema Stoffmasken durch (FFP2-Pflicht) und wir durften uns wieder um unsere Tücher kümmern – aber wie? Ohne Märkte und mit Lockdown? Jaci hatte die rettende Idee – der TücherRausch! Dieses Konzept wurde nach allen Regeln der Marketing-Kunst konzipiert und bereits mehrfach durchgeführt. Was ist ein TücherRausch?  Wenn du neugierig bist lies gerne mal nach.

14. WhatsApp Status für unsere Kunden.  Natürlich poste ich schon seit Jahren auch auf Instagram und gelegentlich auch auf Facebook. Meine Stammkunden sind aber fast alle bei WhatsApp. Dort im Status gibt es täglich Infos über neue Stoffe, neue Kollektionen und Produkte, Termine, Kundenfotos, Videos usw. Einfach alles rund um unsere Tücher. Neugierig? Das hat uns jedenfalls durch die 2 Jahre ohne Märkte gerettet.

15. HEUTE: Vom Karabinertuch zum ganzen Outfit. Ich liebe es schon immer wenn Dinge zusammen passen, farblich harmonische Kompositionen. Egal ob es die Ladengestaltung ist, die Blumentöpfe auf unserer TERRAZZA oder eben die Gestaltung von jedem einzelnen Karabinertuch. Schon länger bieten wir als Set auch die passenden Röcke an, also der Rock aus einem der Stoffe im Tuch. Seit kurzem nähen wir nun auch die einfarbigen Basics, Shirts die perfekt zum Tuch und/oder Rock passen. Du kannst alles einzeln oder auch als komplettes Outfit bei uns bestellen – also die ganze Komposition 🙂

Bin ich nun für dich eine TücherKomponistin oder gar eine OutfitDesignerin?
Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen 🙂

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